Juni 2015: ENGIE muss endlich aufklären!


Mehrfach hat der Projektleiter von ENGIE, Gunnar Assmann, auf  Veranstaltungen öffentlich verkündet: „Wir machen kein Fracking!“ Damit sollte offenbar das seit Monaten in ganz Deutschland umstrittene Förderverfahren „Fracking“ auf dringenden Wunsch der Firma ENGIE endlich aus der örtlichen Diskussion genommen werden.

     Doch ist das die ganze Wahrheit?
Präsentiert wurde vom Projektleiter Assmann auf unserer Wasser-Veranstaltung am 27.3.15 in Münchehofe ein Bohrkern aus Sandstein, mit der Information, dass dieses Gestein kein „Fracking“ erforderlich mache. So würde hier das Gas aufgrund des vorhandenen Drucks und der grobporigen Struktur des Sandsteins „von ganz allein“ an die Oberfläche strömen. Zu unserer „Beruhigung“ eben ganz „konventionell“. Doch konventionell kann aus Sicht von ENGIE auch ganz anderes bedeuten.
     Leider wird rund um die unterschiedlichen Gasförderpraktiken gern der kleine, feine Unterschied zwischen den Begriffen „Fracking“ und „hydraulic fracturing“ vergessen zu erläutern. Lediglich im Zusammenhang mit der Ausbeute von Rohgas aus harten Schiefergesteinsschichten spricht man von der „unkonventionellen Fördermethode Fracking“. Längst nutzen die Unternehmen aber auch bei der „konventionellen Gasförderung“ moderner Art das „hydraulic fracturing“. Ohne sie sei heutzutage eine lohnende Gasförderung kaum wirtschaftlich, sagen die Förderunternehmen. „Hydraulic fracturing“ wird zur Anregung des Gasflusses (vereinfacht dargestellt: Wasser und Sand werden unter Beimischung von gesundheitsgefährdener Chemikalien (Fracflüssigkeiten) zur nötigen Druckerzeugung in die Bohrung eingebracht)) längst auch in Deutschland bei der traditionellen Förderung angewandt. Das heißt dann auch weiterhin „konventionell“, aber beileibe nicht umweltverträglich.

Folgen Sie der nach der Namensänderung von Gdf-SUEZ zu ENGIE überarbeiteten Internetseite:werden Sie, leider wie wir, feststellen müssen, dass in Märkisch Buchholz ein Investor um unser Vertrauen wirbt, der sich genau auf diese Fördervariante spezialisiert hat. ENGIE arbeitet ihrem Netzauftritt ("Erdgas aus tiefliegenden Formationen fördern") zufolge bei konventioneller sogenanntertight-gas-Föderung hauptsächlich mit „hydraulic fracturing“!


Wahrscheinlich erklärt sich auch nur so, weshalb die Ausbeutung der unter unserem Naturpark Dahme-Heideseen und dem Biosphärenreservat Spreewald liegende Gasblase mit wenig nutzbarem, hochgiftigem Sauergasinhalt für eine Ausbeutung wirtschaftlich überhaupt lohnenswert sein soll. Hatten doch unsere Berechnungen zu keinem betriebswirtschaftlich sinnvollen Ergebnis geführt. Nach den vorliegenden Internet-Eigeninformationen von ENGIE darf wohl davon ausgegangen werden, dass in Märkisch Buchholz mit hoher Wahrscheinlichkeit das von ihr bevorzugt genutzte „hydraulic fracturing“ ganz „konventionell“ zur Anwendung kommen wird.
     ENGIE muss endlich aufklären oder sollen hier die Menschen in der Region bewusst in die Irre geführt werden? Wir fordern ENGIE auf, gerade was das Projekt in Märkisch Buchholz betrifft, Klartext zum „konventionellen hydraulic fracturing in Sandstein“ zu reden.


Aus aktuellem Anlass der öffentlichen Diskussion um das anstehende Fracking-Gesetz in Deutschland nehmen wir das Thema auch hier vor Ort selbstverständlich ab sofort wieder auf!

 

Lesen Sie dazu auch den aufschlussreichen Artikel von Malte Kreuzfeldt, erschienen in der TAZ vom 17. Juni 2015:


Lagerstätte/Bohrstellen/Gasaufbereitungsanlage/Gewerbegebiet:



Februar 2015:


GDF-SUEZ-Projektleiter Gunnar Assmann verbreitet in verschiedenen Veröffentlichungen, u.a. im „Der Stadtbote -  für Märkisch Buchholz und Köthen“: „Wir haben ein sehr gutes Verhältnis zu den Gemeindevertretern in Märkisch Buchholz und Münchehofe. Wir setzen auch in Zukunft auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit.“ Wir „Bürger in Bewegung…“ wissen inzwischen:

     
Das Verhältnis zwischen denkenden Bürgerinnen und Bürgern und den Gemeindevertretern in Märkisch Buchholz ist zur Zeit leider ungenügend und war mal ganz anders. Wir setzen auch in Zukunft zum Wohle der Bevölkerung wieder auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen den Bürgern der Region und den Gemeindevertretern, und nicht auf deren alleinige Seilschaft im Interesse der Industrie.

   

Experte Dr. Stephan Schretzenmayr schreibt in einem bemerkenswerten Fachbeitrag in den „Brandenburgischen Geowissenschaftlichen Beiträgen“ über den hohen Kenntnisstand der geologischen Forschung seit DDR Zeiten schon 1998 u.a.  auf S.14 ff: 


„Seit 1985…  Mit den Forschungsarbeiten gewann erstmals der Plattformhangbereich als zusätzliche Höffigkeitszone an Bedeutung, in der auch die Gas-Kondensat-Lagerstätte Märkisch Buchholz entdeckt wurde. Diese Zone war dann bis 1996 das Hauptexplorationsgebiet in Brandenburg …… Die Grundlagen der Ergebnisse sind detailliert von..…beschrieben worden. Ihre Exploration bleibt jedoch auch weiterhin hochriskant. …… Nach heutigem Verständnis ist das Ergebnis eher als bescheiden anzusehen. …. Nicht zu unterschätzen ist auch der geologische Erkenntnisgewinn, der wiederum Grundlage für anderweitige geologische Wirtschaftsziele ist. Als Beispiel sei die Exploration bzw. Errichtung von Untergrundspeichern oder die Gewinnung von Erdwärme genannt.“

 

Universitätsprofessor i.R. Dr.-Ing. Dr. h.c. Frieder Häfner schreibt in seinem Statement bezüglich der CO2-Speicherung im November 2010: „Die Erkundung und Abförderung von Erdgaslagerstätten … ist ca 100 Jahre in Entwicklung … Dabei wurden Ausrüstungen und Techniken … entwickelt, die den sicheren Betrieb gewährleisten. … Die Untergrundspeicherung von Erdgas und technischen Gasen ist eine Tochter dieser Entwicklung und hat sich seit mehr als 50 Jahren zu einem ausgedehnten Wirtschaftsfeld entwickelt … In Deutschland existieren heute ca. 50 Untergrundgasspeicher, die 20 % des deutschen Jahresverbrauches speichern könnten, darunter die UGS in Märkisch Buchholz und Berlin. … Das Einbringen des CO2 führt zur Verdrängung großer Salzwasservolumina. Das verdrängte Wasser wird bei Druckerhöhung im Speicherraum teilweise .. gespeichert … der Porenraum atmet gewissermaßen. Im Langzeitmaßstab wird aber auch dieses Wasser verdrängt und muss sich einen neuen Platz suchen (der Porenraum atmet aus). Dieser Vorgang existiert in jedem Aquifer-UGS, z. B. auch im UGS Märkisch Buchholz. Dort sind die Mengen jedoch um mehr als eine Größenordnung geringer und die Verdrängung kehrt sich bei Gasausspeisung im Winter um.“

 

GDF-SUEZ schreibt auf ihrer Internetseite Erdgasförderung:

 

„Lagerstätten aus denen gefördert wird, befinden sich hauptsächlich in den geologischen Formationen des Zechsteins und des Rotliegenden in Tiefen von 3000 bis 5000 Meter. … Nicht immer lässt sich Erdgas so leicht fördern. Erdgas aus tiefliegenden Formationen … lässt … oftmals keine wirtschaftliche Förderrate erwarten. Daher versuchen Unternehmen zunehmend, eine Verbesserung bei dieser Art Förderung zu erzielen.  … Hierzu gehört auch das Hydraulik Fracturing Verfahren. ..  Durch hydraulischen Druck werden künstliche Fließwege geschaffen, die dann mit Spezialsand abgestützt und unter Einsatz von Zusatzstoffen offen gehalten werden. Die Aktivitäten der GDF SUEZ E&P Deutschland GmbH beschränken sich dabei auf die Tight Gas-Förderung. Die konventionellen Tight Gas Lagerstätten haben eine grundsätzlich andere Beschaffenheit als solche mit Schiefergas. Für ausführliche Informationen zum Hydraulik Fracturing Verfahren besuchen Sie bitte die Seiten der WEG.“

 

WEG-Hydraulic Fracturing – Prozess und Perspektiven in Deutschland

 

Wir, die „Bürger in Bewegung..“ empfehlen Ihnen zusätzlich die 13 WIKIPEDIA-Seiten zum Thema "Hydraulic Fracturing", damit Sie sich besser informieren können, wie gefährlich das alles ist, wie die Lobbyisten der Industrie sich immer nur von der besten Seite zeigen und wunderbar mit Begriffen hin und her spielen. Deshalb hat GDF-SUEZ wohl auch ein sehr gutes Verhältnis zu den Gemeindevertretern und setzt auch in Zukunft auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit. Wir sind da eher misstrauisch geworden, weil wir schon deutlich mehr wissen als die Gemeindevertreter. Wir sind eben „Bürger in Bewegung…“

Jörg Riemenschneider, Februar 2015